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Traditionelle Musik Koreas Teil 3 – Sanjo (산조)

Photo: ⓒStephan Meßmann

In meinem dritten Teil der Artikelserie „Traditionelle Musik Koreas“ möchte ich euch die instrumentale Volksmusik-Gattung Sanjo (산조) vorstellen. Dabei handelt es sich um ein musikalisches Zusammenspiel eines Melodieinstruments und einer Trommel. Das Genre ist auf Variation und Improvisation von rhythmischen beziehungsweise melodischen Grundmustern aufgebaut.

Sanjo (산조) ist eine relative neue Spielart der traditionellen koreanischen Musik. Das instrumentale Solostück tauchte erst zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert auf. Zunächst wurde es hauptsächlich von Volksmusikern aus Jeolla-do (전라도), Chungcheong-do (충청도) und dem südlichen Gyeonggi-do (경기도) gespielt. Daher wird angenommen, dass die Musikgattung auch in diesen Gebieten entstand.

Doch auch schon lange Zeit vor der Entstehung von Sanjo (산조) wurde dort instrumentale Musik gespielt. Beispiele dafür sind die beiden Ensemblegattungen Bongjangchwi (봉작취) und Sinawi (시나위). Aus ihnen, so die Vermutung, hat sich mit der Zeit Sanjo (산조) entwickelt, in dem die Musiker die Spieltechniken erweiterten und Melodien aus dem Sinawi (시나위) und dem Pansori (판소리) übernahmen.

Wie schon oben erwähnt, ist das Sanjo (산조) ein musikalisches Zusammenspiel von eines Melodieinstruments und einer Trommel. Als Trommel wird meist die Janggu (장구) oder manchmal auch die Sori-Buk (소리북) verwendet. Die Musiker spielen auf ihnen rhythmische Pattern, die sogenannten Jangdan (장단). Sie bilden die Grundlage für das Melodieinstrument.

Am Anfang wurden lediglich die beiden Zithern Gayageum (가야금) und Geomungo (거문고) benutzt. Doch ab dem 20. Jahrhundert kamen immer mehr Instrumente zum Einsatz. Als Beispiel kann man die Querflöte Daegeum (대금) oder die Fidel Haegeum (해금) nennen. Grundsätzlich eignet sich aber jedes koreanische Melodieinstrument.

Das Hauptaugenmerk liegt auf der möglichst variantenreichen Entwicklung einer Melodie. In diesem Aspekt ist das Sanjo (산조) der westlichen Jazzmusik nicht unähnlich. Zwar gibt es meist eine vorgegebene Melodie, diese wird aber durch Improvisation immer wieder verändert. Durch seine eigenen musikalischen Ornamente (Ad-Libs) zeigt der Musiker seine individuellen Fähigkeiten.

Der Hang zur Improvisation ist aber auch schon der einzige Aspekt, den Sanjo (산조) und Jazz gemeinsam haben. Sowohl das Rhythmus-System der Jangdan (장단), als auch die Skalen unterscheiden sich grundlegend von der westlichen Musik.

Jangdan (장단) sind rhythmische Pattern, deren Tempo durch die Atmung des Musikers bestimmt werden. Während westliche Musik auf dem Herzschlag basiert und als ziemlich genaue BPM (Beats per Minute) angegeben wird. Die Melodie stammt aus den Skalen Gyemyeonjo (계면조), Pyeongjo (평조), Ujo (우조) und Gyeongjo (경조). Diese sind pentatonische Tonleitern (Fünf-Ton Tonleitern), die sich um den Zentralton Gung (궁) bilden.

Da mein Artikel diesmal sehr theoretisch ist, würde ich euch empfehlen meinen YouTube-Kanal zu besuchen. Dort findet ihr eine Playlist mit verschiedenen Sanjo (산조) Werken.

 

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